Die Sache mit den Sensorflecken

Jeder, der länger mit einer digitalen Kamera fotografiert, wird sie igrendwann auf den Bildern finden: Kleine unscharfe Flecken, meist – frei nach Murphys Gesetz – dort, wo man sie nur schwer wegstempeln kann. Aber auch wenn man das kann, ist es ein zusätzlicher Aufwand, den man lieber vermeiden würde.

Doch, wie kommen diese kleinen Partikel auf den Sensor, weshalb halten sie sich dort hartnäckig fest und wie bekommt man sie wieder weg?

Die erste Frage ist physikalisch leicht zu klären: Viele Fotografen nutzen mehr als ein Objektiv. Beim Wechseln kann es passieren, dass Staub oder andere kleine Substanzen in das Kameragehäuse gelangen. Das kann z.B. auch Blütenstaub sein, massiv beim Fotografieren eines Rapsfeldes oder auch in weinger starker Ausprägung, wenn man eine einzelne Blüte fotografiert.

Doch nicht nur von außen kommt der Dreck. Metallabrieb und kleinste Öltröpfchen lösen sich und werden durch den Spiegelschlag oder auch durch die ‚Luftpumpe‘ des Zoomobjektivs im Kameragehäuse umhergewirbelt. Ja, Sie haben richtig verstanden: Zoomobjektive wirken wie eine Luftpumpe, denn wenn man die Optiken auseinander- oder zusammenfährt, dann entsteht dabei ein Unter- oder Überdruck innerhalb des Gehäuses. Während die preiswerteren Modelle oft nur minimal nach außen abgedichtet ist und so auch Staub durch das Bajonett ansaugen können, wird bei den abgedichteten Modellen der Schmutz im Gehäuse umhergewirbelt.

Diese Teilchen laden sich durch die Bewegung statisch auf oder haben eine klebrige Oberfläche (Öltröpchen, Blütenstaub), was sie – sind sie erstmal auf den Sensor gelangt, dort auch hartnäckig festhaften lässt. Selbst die Ultraschall-Schüttler, die bei manchen Kameras den Sensor beim Einschalten vibrieren lassen, scheitern daran.

Das Entfernen dieser Teilchen ist nicht ungefährlich! Denn man kann damit die Kamera nachhaltig schädigen, wenn z.B. ein schwacher Akku eingesetzt ist und der Verschluss während der Reinigung zuklappt.

Grundsätzlich rate ich dem Ungeübten deshalb: Immer einen vollgeladenen Akku verwenden und nur mit einem Luft-Klistierball arbeiten! Keine Pinsel, Lappen oder sonstige Gegenstände benutzen, wenn man sich nicht absolut sicher ist, was man tut. Denn der Verschluss und der Sensor sind die empfindlichsten Teile einer digitalen Kamera. Ich rate auch ausdrücklich davon ab, Luft aus Spraydosen oder einem Kompressor zu verwenden, denn dabei können Flüssigkeiten auf den Sensor gelangen und diesen Beschädigen.

Vorgehensweise:

Neuen Akku einsetzen, Kamera einschalten und den Menüpunkt: Sensorreinigung anwählen. Das muß in der Regel bestätigt werden, worauf der Spiegel hochklappt und der Verschluß öffnet. Nun haben Sie freie Sicht auf den Sensor.

Zuerst halte ich die Kamera mit der Öffnung nach unten und klopfe den Dreck vorsichtig aus. Dann nehme ich den Luft-Klistierball und blase vorsichtig den Sensor frei. Die Kamera halte ich dabei noch immer mit der Öffnung nach unten und achte darauf, dass die Spitze des Blasebalgs nicht nicht mit dem Sensor in Berührung kommt.

Wenn ich der Meinung bin, dass der Sensor sauber ist, dann schalte ich die Kamera aus, worauf der Spiegel zurückklappt und der Verschluß zugeht. Dann setze ich ein Objektiv drauf und mache ein Foto vom blauen Himmel oder einer möglichst gleichfarbigen Wolke. Darauf kann man sehr gut erkennen, ob sich noch Partikel auf dem Sensor befinden. Ist das der Fall, dann muß die ganze Prozedur wiederholt werden.

Wenn sich damit nicht alle Partikel entfernen lassen, dann rate ich dazu, die Kamera einzuschicken oder beim Kamera-Service vorbei zu bringen.

Ich bin oft weit abseits von solchen Servicestellen unterwegs und habe deshalb meine eigene Vorgehensweise gefunden, die ich hier kurz beschreibe. Ich übernehme keinerlei Haftung für die Richtigkeit meines Vorgehens und sowieso nicht, wenn das jemand nachmacht!!

Auf meine Reisen nehme ich mir einen Pack Wattestäbchen mit. Dabei achte ich darauf, dass es fusselfreie sind und auch welche, die nicht mit irgend einem Öl oder Parfüm getränkt wurden. In der Regel sind die etwas teuerer, aber hier sollte man nicht am falschen Ende sparen. Klar, dass diese Packung nochmal in einem Zip-Gefrierbeutel verpackt wird, damit möglichst wenig Staub reinkommen kann.

Bei einer hartnäckigen Verschmutzung hauche ich nach der oben beschriebenen Prozedur den Sensor leicht an und wische dann mit einer Seite des Wattestäbchens von links nach rechts vorsichtig über den Sensor und reinige den damit quasi zeilenweise in horizontaler Richtung. Dann drehe ich das Wattestäbchen um und wiederhole das Ganze in vertikaler Richtung, also von oben nach unten.

Danach folgt die obligartorische Kontrolle, manchmal muß auch diese Prozedur wiederholt werden, bis sich keine Sensorflecken mehr finden lassen.

Feuchte Tücher habe ich probiert, die haben aber oft Schlieren hinterlassen.

Es wird auch eine Lösung angeboten, die nennt sich ‚Sensorfilm‚. Bei diesem Verfahren wird bei geöffnetem Verschluß mit einem Pinsel ein Lack auf den Sensor aufgetragen. Während der Lack noch feucht ist, muß ein kleiner Papierstreifen aufgelegt werden, bevor man den Lack mind. 30 Minuten (Bei offenem Verschluß) trocknen lässt. Anschließend wird mit einer Pinzette mittels des Papierstreifens der Film entfernt und mit ihm auch die Schmutzpartikelchen auf dem Sensor.

Der Sensor ist hinterher auch wirklich sauber. Allerdings kann ich trotzdem nicht zu diesem Produkt raten, denn mir ist dabei der Papierstreifen schon abgerissen, so dass man den Film nur ablösen kann, nachdem man einen weiteren Streifen mit Lack aufgeklebt und erneut die Trocknungszeit abgewartet hat. Man kann mit der Pinzette den Sensor beschädigen oder auch mit dem Lack, wenn dieser über den Rand des Sensors läuft. Wenn der Akku nicht lange genug hält, kann der Sensorfilm oder der Papierstreifen den Verschluß schädigen. Es sind einfach zu viele wenn’s .. dabei, als das man diese Methode guten Gewissens empfehlen kann.

© by Fred Fiedler